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Die Zuwanderung erreicht einen neuen Höchststand und die Wirtschaft benötigt mehr ausländische Arbeitskräfte


Arbeitskräfte, Arbeitskräfte: in der Schweiz fehlen sie an allen Ecken und Enden.

Arbeitskräfte, Arbeitskräfte: in der Schweiz fehlen sie an allen Ecken und Enden.Bild: Salvatore Di Nolfi / Keystone

Will die Schweiz weniger Zuwanderung, müssten die Unternehmen ihre neuen Arbeitsplätze anderswo schaffen, sagt ein Experte.

Die Schweiz steuert dieses Jahr auf eine sehr hohe Zuwanderung zu. Es kommt zu einer Nettozuwanderung von zwischen 85'000 und 100'000 Personen, die aus freien Stücken in die Schweiz kommen, nicht als Flüchtlinge. So viele Menschen mehr wandern also in die Schweiz ein als aus dem Land heraus.

Das schreibt die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) in ihrer neuen Herbstprognose. Eine so hohe jährliche Nettozuwanderung von regulären Zuwanderern gab es zuletzt vor zehn Jahren. Im Jahr 2013 wurde eine ähnliche Grössenordnung erreicht, wie sie die KOF nun wieder für 2023 erwartet.

Dieses Jahr kommen zu den regulären Zuwanderern noch um die 50'000 Flüchtlinge aus der Ukraine hinzu. Zwar sind sie schon 2022 in die Schweiz gekommen, aber statistisch werden sie erst 2023 zur ständigen Wohnbevölkerung gezählt. Daher wird diese Statistik für dieses Jahr zwischen 135'000 und 150'000 zugewanderte Personen ausländischer Herkunft ausweisen - laut KOF ein «neuer historischer Höchstwert».

Die bisherigen Höchstwerte bleiben weit hinter dem Rekord von 2023 zurück. 2008 gab es eine Zuwanderung von 103'363 Person in die ständige Wohnbevölkerung; und 1961 von 100'048 Personen. Höhere Werte finden sich nicht in den historischen Zuwanderungsdaten, die bis ins Jahr 1948 zurückreichen.

Nicht alle diese Zuwanderer werden erwerbstätig, aber viele von ihnen. Und wenn man den Experten zuhört, ist die Wirtschaft dringend auf sie angewiesen. Tatsächlich ist es die Wirtschaft, welche sie in die Schweiz holt. Sie ist demnach die Ursache der hohen Zuwanderung, indem sie viel mehr Arbeitsplätze schafft, als es hierzulande Erwerbstätige gibt.

Schneller als das demografische Potenzial

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Wenn die Wirtschaft kräftig wachse, dann wachse eben auch die Beschäftigung, so der KOF-Experte Michael Siegenthaler jüngst im Interview mit der NZZ. «Und das funktioniert nur mit Zuwanderung. Sonst wäre es nicht möglich gewesen, in den letzten 20 Jahren über 1.3 Millionen neue Stellen in der Schweiz zu besetzen.»

Wolle man den Zuzug von Arbeitskräften substanziell bremsen, müsse man bereit sein, das Beschäftigungswachstum zu bremsen, sagt KOF-Experte Siegenthaler. «Das heisst, man muss die Firmen dazu bringen, dass sie künftig zum Beispiel im Ausland und nicht mehr in der Schweiz neue Jobs schaffen.»

Michael Siegenthaler, Bereichsexperte Arbeitsmarkt KOF, links, Konjunkturforschungsstelle der ETH Zuerich, orientiert an einer Medienkonferenz, neben Jan-Egbert Sturm, Direktor KOF, in Zuerich am Dien ...

Wenn die Wirtschaft wächst, wächst auch die Beschäftigung: Michael Siegenthaler.Bild: KEYSTONE

Um die Abhängigkeit von der Zuwanderung ging es kürzlich in einem Vortrag von Boris Zürcher, Leiter der Direktion Arbeit beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco). Zürcher brachte seine Botschaft so auf den Punkt: «Der Schweizer Arbeitsmarkt wächst über seinem demografischen Potenzial.»

Genau 655'135 Jobs habe die Wirtschaft in den letzten zehn Jahren in der Schweiz geschaffen. Eine enorme Zahl. Damit konnte das Bevölkerungswachstum der Schweizerinnen und Schweizer schlicht nicht mithalten. Ihre Zahl nahm viel weniger zu im erwerbsfähigen Alter von 15 bis 64 Jahren: In den gleichen zehn Jahren bloss um 29'248 Personen.

Um die neu geschaffenen Jobs hierzulande besetzen zu können, wurde darum die sogenannte Erwerbsbeteiligung «erheblich» erhöht, sagte Zürcher. Von den hierzulande Ansässigen im erwerbsfähigen Alter wurden also mehr Menschen tatsächlich auch erwerbstätig. Dies gelang, obschon die Erwerbsbeteiligung in der Schweiz ohnehin schon hoch gewesen war im internationalen Vergleich. Doch es reichte anscheinend nicht. Um alle neu geschaffenen Arbeitsplätze besetzen zu können, musste die Schweizer Wirtschaft zusätzlich Hunderttausende von Menschen aus dem Ausland rekrutieren.

Bevölkerung schrumpft ohne Zuwanderung

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Am Ende wurden die neuen Arbeitsplätze zu einem Drittel mit «Schweizerinnen und Schweizern» besetzt, zu zwei Dritteln mit Personen aus dem Ausland, wie Zürcher in seinem Vortrag aufzeigt. Das ist es wohl, was der Seco-Direktor meint, wenn es in seinen Vortrag eben heisst: «Der Schweizer Arbeitsmarkt wächst über seinem demografischen Potenzial.»

So war es in den letzten Jahren, so ist es aktuell: Die Wirtschaft ist auf Zuwanderung angewiesen. Im zweiten Quartal wurden zum Beispiel wiederum viele Jobs geschaffen. Die Erwerbstätigkeit war um 2.9 Prozent höher als im Vorjahr, wie Zürcher in einem Interview mit der «Volkswirtschaft» sagt.

Dazu habe die Schweizer Bevölkerung jedoch weniger als die Hälfte beigesteuert. «Mehr als die Hälfte geht auf Ausländer und Ausländerinnen zurück - einerseits auf solche, die bereits hier waren, andererseits aber auch auf neu Zugewanderte.»

«Die Zugewanderten verdrängen die Schweizerinnen und Schweizer nicht, sondern ergänzen sie in jenen Bereichen, in denen wir Beschäftigungswachstum haben.»

Boris Zürcher, Leiter der Direktion Arbeit beim Staatssekretariat für Wirtschaft

Wenn man das ändern oder auch nur den Anteil halten will, gibt es anscheinend keine einfachen Lösungen.Es gebe sicher noch Potenziale bei Frauen und Pensionierten, sagte Zürcher. «Aber ich fürchte, diese werden teilweise etwas überschätzt.» Die Frauen seien heute schon zu grossen Teilen erwerbstätig und ihre Pensen würden laufend ansteigen.

Aktuell kommt zu einem dauerhaften Mangel an Fachkräften noch eine gute Konjunktur obendrauf, wie das Seco erklärt. Es herrsche daher nicht nur ein Mangel an Fachkräften, sondern generell gar an allen Arbeitskräften.

In den kommenden Jahren dürfte die Abhängigkeit von der Zuwanderung nicht geringer werden. «Die demografische Wende ist da», sagt Zürcher. 2020 war das erste Jahr, in welchem hierzulande mehr Menschen das 65. Lebensjahr erreicht haben als das 20. Lebensjahr. Es treten also tendenziell mehr Menschen aus dem Arbeitsmarkt aus, als dass Menschen neu eintreten.

Dieser demografische Trend wird bis ins Jahr 2030 nur noch stärker werden. Danach schwächt er sich Jahr für Jahr ab, hält aber noch bis 2040 an. So würde es nach Berechnungen der KOF gar einen Rückgang der Bevölkerung geben, wenn es nicht irgendeine Trendwende gibt. Die Bevölkerung würde bis 2042 um ganze 13 Prozent schrumpfen.

«Persönlich sehe ich das als Chance», sagte Zürcher. «Die Schweiz kann ihre Lücke mit ausländischen Arbeitskräften schliessen.» Mithin sei die Zuwanderung also ergänzend. «Die Zugewanderten verdrängen die Schweizerinnen und Schweizer nicht, sondern ergänzen sie in jenen Bereichen, in denen wir Beschäftigungswachstum haben.» (bzbasel.ch)

Die Kinokette Blue verwandelt in Zürich ein ganzes Kino in ein VIP-Filmhaus. Das passt zur Strategie: Mit Bars, Bowling und Lasertag will die Swisscom-Tochter neue Einnahmen generieren. Geht das Kinoerlebnis zu normalen Preisen dabei unter?

Einen Film im Kino anzuschauen, ist zu einem seltenen Hobby geworden. Wurden im Jahr 1980 hierzulande noch 21 Millionen Kinoeintritte verzeichnet, waren es im Jahr 2019 nur noch 12,5 Millionen – trotz gewachsener Bevölkerung. Letztes Jahr verkauften Kinobetreiber gar nur noch 8,7 Millionen Tickets. Das Aufkommen von Streamingdiensten wie Netflix hinterlässt Spuren. Kein Wunder, suchen Kinos nach neuen Erlösquellen.

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Author: Adam Mitchell

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