Das Verteidigungsdepartement heuert ohne Ausschreibung und für viel Geld eine deutsche Beraterfirma an, um die Digitalisierung voranzutreiben. Hinter dem Unternehmen steht eine prominente Professorin: Miriam Meckel.
Die Firma von HSG-Professorin Miriam Meckel (links) arbeitet nun für das Verteidigungsdepartement von Bundesrätin Viola Amherd.Bild: zvg/keystone
Wie ernst es ihr ist, machte die Chefin im Verteidigungsdepartement schon ganz am Anfang klar. Viola Amherd war Ende 2018 gerade erst Bundesrätin geworden, als sie die Digitalisierung zu einer Chance für die ganze Politik erklärte. «Aber wenn wir diese wirklich nutzen wollen, müssen wir auch etwas dafür tun», sagte sie in einem Fernsehinterview: «Wir müssen aktiv vorwärtsgehen.»
Aktiv vorwärtsgehen – das soll es auch in Amherds eigenem Laden. Dafür holt sich das Verteidigungsdepartement nun Hilfe von aussen: Es engagiert eine deutsche Beraterfirma, um die digitale Transformation voranzubringen. Die ADA Learning GmbH mit Sitz in Düsseldorf bekommt einen 484'650 Franken schweren Auftrag aus dem Bundeshaus. Das Unternehmen soll mit seinem sogenannten Fellowship-Programm das berufsbegleitende Weiterbildungsangebot im Departement erweitern, bestätigt eine Sprecherin gegenüber CH Media.
Kostenpunkt: 18'000 Franken pro Kopf
Für das Programm werden 27 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Berner Apparat ausgewählt - macht pro Kopf fast 18'000 Steuerfranken. Sie bekommen die Möglichkeit, «sich in einer zwölfmonatigen Ausbildung in Kernthemen der Digitalisierung weiterzubilden und sich so vertiefte Fähigkeiten in Methodik, Technik und Kultur anzueignen», wie es aus Amherds Departement weiter heisst.
A-D-A? Im Armeejargon sind die drei Buchstaben bestens bekannt. Seit ewigen Zeiten steht die Abkürzung «AdA» für «Angehöriger der Armee». Nun bekommt sie für die Militärs notgedrungen eine weitere Bedeutung.
ADA versteht sich als digitales Lernprogramm. Das Unternehmen bietet mit seinem Fellowship eigenen Angaben zufolge «ein einzigartiges Jahresprogramm». Veranstaltungen vor Ort sind ebenso Teil davon wie eine interaktive Plattform, über die Workshops stattfinden und Inhalte geteilt werden. Zudem bekommen die Absolventen die Gelegenheit, sich mit Personen aus anderen Organisationen und Firmen zu vernetzen.
Nur eine Firma kam überhaupt in Frage
Gründerin und Chefin der ADA Learning GmbH ist eine prominente deutsche Professorin: Miriam Meckel lehrt Kommunikationsmanagement an der Universität St.Gallen. Sie schreibt Bestseller und ist eine gefragte Strategieberaterin. Zuvor war Meckel unter anderem Herausgeberin der «Wirtschaftswoche», Staatssekretärin im Bundesland Nordrhein-Westfalen, Moderatorin einer eigenen Fernsehtalkshow und einst jüngste Lehrstuhlinhaberin Deutschlands.
Miriam Meckel an einer Panel-Diskussion in Düsseldorf am 8. September 2021.Bild: keystone
Das Verteidigungsdepartement will mit Hilfe des ADA-Programms «möglichst rasch eine breite Basis von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bilden», wie es seine Sprecherin formuliert. Schliesslich müsse die digitale Transformation alle Bereiche und Stufen einschliessen. Konkret sollen sich die auserwählten Angestellten während ihrer Weiterbildung vertieft mit Kernthemen der Digitalisierung auseinandersetzen. Im O-Ton der Verantwortlichen ist etwa die Rede von der «Implementierung» neuer Führungsformen oder von «Anwendungsbereichen für Zukunftstechnologien».
Bemerkenswert ist der Deal mit der ADA Learning GmbH indes noch aus einem weiteren Grund. Damit die Firma den Auftrag bekam, musste sie sich nicht in einer öffentlichen Ausschreibung durchsetzen. Das Verteidigungsdepartement vergab den Etat freihändig; obwohl das Auftragsvolumen den Schwellenwert für eine Ausschreibung um etwa das Doppelte überschritten hat.
Wird ein mit Steuergeld bezahlter Auftrag ohne Ausschreibung vergeben, gibt es keinen Wettbewerb um das beste Angebot. Zulässig ist dies nur in Ausnahmen. Just eine solche machen Amherds Leute geltend. Demnach kommt «aufgrund der technischen oder künstlerischen Besonderheiten des Auftrages oder aus Gründen des Schutzes geistigen Eigentums» nur ADA in Frage. Die Programme anderer Weiterbildungsanbieter scheinen keine Option gewesen zu sein. Das Departement bezeichnet das deutsche Unternehmen in seinem Zuschlagsentscheid als «die einzige uns bekannte Anbieterin». (saw/ch media)
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Author: Angela Hughes
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