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Es besteht die Möglichkeit, dass die Nachkommen überrascht werden könnten


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Interview

«Das könnte bei den Nachkommen für unangenehme Überraschungen sorgen»

Kume Hasani-Ferati ist Vorsorgeexpertin bei der Axa und weiss aus eigener Erfahrung, wie wichtig vermeintliche Tabuthemen sind.

22.10.2023   07:00

Von Bernd de Wall

Kume Hasani-Ferati ist Vorsorgeexpertin bei der Axa.

Kume Hasani-Ferati ist Vorsorgeexpertin bei der Axa.

Quelle: Axa Schweiz

Die aktuelle Axa-Vorsorgestudie hatte das Thema Erbschaften zum Thema. Was war für Sie persönlich die überraschendste Erkenntnis aus der Befragung?

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Kume Hasani-Ferati: Die meisten Ergebnisse der Axa-Vorsorgestudie haben mich nicht überrascht. Sie bestätigen das, was wir wissen und in unseren Beratungsgesprächen täglich erleben. Dass wir alle älter werden und das Erbe darum später eintrifft. Dass wir nicht gerne über Geld sprechen und über den Tod. Ich glaube aber, es ist gut, das mal schwarz auf weiss und mit Zahlen unterlegt zu sehen. Das hilft uns allen, eine sachliche Perspektive einzunehmen und damit auch, das Thema besser ansprechen zu können.

Es gilt nicht nur in der Schweiz häufig das Prinzip, dass über Geld nicht gesprochen wird. Spielt hier vielleicht die fehlende Finanzbildung eine Rolle?

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Eine umfassendere Finanzbildung würde sicherlich in vielen Lebensbereichen helfen und wäre sehr zu begrüssen. Unter anderem würden wir lernen, sachlich über das Thema Geld zu sprechen. Wenn vom Kindesalter an in der Familie, mit Freundinnen und Freunden, in der Schule und später im Beruf Geld kaum ein Thema ist, dann werde ich kaum geneigt sein, meinen Vater um einen Erbvorbezug zu bitten, wenn ich ein Haus baue. Dazu kommt, dass je nach kulturellem Hintergrund das Thema Geld ohnehin nur vom Familienoberhaupt verwaltet wird und die Hemmung noch grösser ist, darüber zu sprechen.

Was muss sich aus Ihrer Sicht ändern, damit dieses Tabuthema aufgebrochen wird? 

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Es ist ein gesamtgesellschaftliches Phänomen. Es ist über Jahrhunderte gewachsen und entsprechend vielschichtig. Es gibt wohl kein Patentrezept, um das aufzubrechen. Wie bei allen Tabuthemen spielt Sensibilisierung und Aufklärung von verschiedenen Stellen eine wichtige Rolle. Oder auch Vorreiterinnen und Vorreiter, die öffentlich über Lohn oder Vermögen sprechen – in der Schweiz ist das schon fast revolutionär. Letztlich können wir alle etwas dazu beitragen. Indem wir mit Freundinnen und Freunden oder generell im privaten Umfeld darüber sprechen, was wir verdienen. Oder innerhalb der Familie klare Verhältnisse schaffen über das Vermögen und wie wir es zu verteilen gedenken. Oder auch mal klar und ohne Scham sagen: Finanziell ist es gerade schwierig bei mir, kannst du mir helfen. Das kann unangenehme Diskussionen nach sich ziehen, gerade zu Beginn, da müssen wir uns nichts vormachen. Aber nach einiger Zeit spielt sich das ein. Und letztlich hilft es allen. 

Mehr als jede vierte Person in der Schweiz rechnet bereits mit einem allfälligen Erbe für die eigene Altersvorsorge. Ist das angesichts des demographischen Wandels nicht etwas zu optimistisch gedacht? 

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Wir wissen natürlich nicht, wie die Situation dieser Personen genau aussieht, pauschale Aussagen sind deshalb schwierig. Ich finde einfach wichtig zu wissen: Je nachdem, wie lange die Eltern leben und wie intensiv sie im Alter Pflegeleistungen benötigen, kann auch ein ansehnliches Vermögen in wenigen Jahren zusammenschmelzen. Das könnte bei den Nachkommen für unangenehme Überraschungen sorgen. Wenn es um die Altersvorsorge geht, ist jede Situation anders und es müssen viele verschiedene Faktoren mit einbezogen werden. Ich empfehle jedem und jeder, sich gut und umfassend bei Spezialistinnen und Spezialisten beraten zu lassen und die Altersvorsorge frühzeitig zu planen.

Fliessen Erkenntnisse aus der Studie in die Kundenberatung der Axa ein?

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Ich sehe es als unsere Aufgabe und Verantwortung als Vorsorgeberaterinnen und -berater, die Tabuthemen Tod und Geld aktiv anzusprechen. Da haben wir alle manchmal Hemmungen. Die Themen sollten aber sachlich auf den Tisch kommen, denn das ist im besten Interesse unserer Kundinnen und Kunden. Ich nutze die Studie darum als Chance, in meiner Verkaufsregion aktiv für das Thema zu sensibilisieren.  

Seit diesem Jahr gilt das revidierte Erbrecht in der Schweiz, das mehr Möglichkeiten für die Nachlassplanung eröffnet. Wird sich dadurch aus Ihrer Sicht etwas ändern?

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Ich persönlich begrüsse es, dass Personen freier darüber entscheiden können, was nach dem Tod mit dem eigenen Vermögen passiert. Ob alleine aufgrund des neuen Erbrechts ein grösserer Teil der Bevölkerung innerhalb der Familie über das Thema spricht, das bezweifle ich aber. Vielleicht kann es aber ein kleines Puzzleteil sein. Indem sich Erblasser mehr Gedanken machen über ihr Erbe und diese Gedanken auch öfter teilen. Dies wird für künftige Generationen immer wichtiger werden, jetzt ist der ideale Zeitpunkt dafür.

Wie halten Sie es selbst beim Thema Erbschaft, sprechen Sie offen mit Ihren Angehörigen darüber?

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Auch mir fällt es nicht immer leicht, zugleich versuche ich es offen anzusprechen. Insbesondere in der eigenen Familie ist es laufend ein Thema, weil mein Vater uns sehr früh verlassen hat. Dies war für meine Familie und mich persönlich eine schwierige Situation, weil wir alle nicht darauf vorbereitet waren. Vieles war leider nicht geklärt. Dies war für mich ein Anstoss, nicht nur über Geld und die Altersvorsorge, sondern auch über das Erbrecht, den Vorsorgeauftrag und die Patientenverfügung zu sprechen. Daher versuche ich mein Umfeld darauf aufmerksam zu machen. Die persönliche Lebenssituation kann sich sehr schnell ändern und darauf kann man sich zumindest für gewisse sachliche Themen vorbereiten. Wir dürfen gerne mutiger sein und sollten keine Hemmungen haben. Es betrifft alle!

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Author: Christopher Newton

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